Eine Reise dahin wo der Pfeffer wächst
Pfeffer ist ein wunderbares Gewürz für Fleisch und ein wichtiger Bestandteil einiger unserer BBQ- und Grillgewürze. Deshalb wollen wir Euch auf eine Reise dorthin mitnehmen, wo der Pfeffer wächst.
Wir sind auf dem Weg in das Dorf Churuli in der Südindischen Provinz Kerala. Und wir lernen, dass das Sprichwort ‚dahin wo der Pfeffer wächst‘ nicht von irgendwo her kommt. Wir fahren im Jeep immer tiefer in den Urwald hinein, bis wir nach ca. 2 Stunden unser Ziel erreichen.
Hier, abgeschieden von den angrenzenden Dörfern und fernab von Straßen und Wegen, pflegen die Einwohner von Churuli, die von den Kurichiya Leuten abstammen, ihre jahrtausende alten Traditionen und sind stolz auf ihre Geschichte. Der Name Kurichiya setzt sich zusammen aus den Begriffen für Ziel (Kuri) und Volk (Chiya) und rührt von der außerordentlichen Begabung ihrer Ahnen als Bogenschützen, dank derer sie ihren Ursprung als Kriegervolk haben. So liehen sie ihre Dienste unteranderem, dem einstigen König des Staates Kottayam, welcher zwischen 1774 und 1805 herrschte. Als Anführer der Revolte gegen die britischen Kolonialherren, ging Pathassi Raja in die Geschichte Keralas ein.
Aber zurück zum Pfeffer. Heute sind die Kurichiya vor allem in der Landwirtschaft tätig, tatsächlich sind sie einer der geschützten Stämme Keralas, und werden gepriesen für den Erhalt alter Anbaumethoden, das auf dem Wissen ihrer Ahnen beruht.
Churuli hat ca. 300 Einwohner, zu denen rund 30 Bauernfamilien mit eigenem Land zählen. Zusammen besitzen die Farmer eine Fläche von ca. 100 Hektar, die sie mit Hilfe des gesamten Dorfs bewirtschaften. Während sie auf der Hälfte dieser Fläche Reis anbauen, wachsen ansonsten Kokospalmen, Obst, Gemüse, Kaffee, Kakao und viele Gewürze in einer Mischkultur, die die natürliche Bio-Diversität erhält.
Neben Ingwer, Kurkuma, Chili und Muskatnüssen werden hier vor allem verschiedene Sorten von Pfeffer kultiviert.
Als ‚Schwarzes Gold‘ gerühmt und auch als ‚König der Gewürze‘ bezeichnet, ist Pfeffer eine der wichtigsten Handelswaren, nicht nur für die Churuli Bauern, sondern in Indien allgemein und seit jeher.
Tatsächlich ist Pfeffer nicht nur die größte Einnahmequelle im ländlichen Kerala, sondern auch der größte Arbeitgeber. 80-90 % Prozent der gesamten indischen Pfefferproduktion findet in Kerala statt.
Der Pfeffer aus der Region Wayanad ist von ganz besonders hoher Qualität und wird international gepriesen.
Während viele Pfefferbauern heutzutage hauptsächlich neue, sogenannte Hybrid Pfeffersorten in Monokulturen produzieren, die wegen ihres höheren Ertrags von den großen Industriekonzernen bevorzugt werden, werden in Churuli alte, indigene Sorten in Mischkulturen angebaut.
Die Kultivation dieser traditionellen Pfeffersorten hat viele Vorteile: Zum einen sind sie perfekt an das Klima und die örtlichen Gegebenheiten angepasst und sind daher größtenteils gegen Dürre, Insekten und Krankheitsbefall resistent. Außerdem fördern sie die natürliche Bio-Diversität und sorgen für den Erhalt der Ökosystems. Zum anderen können die Bauern auf ihr jahrhundertealtes Wissen und ihre Erfahrung im Anbau dieser Pflanzen zurückgreifen und sind nicht angewiesen auf und abhängig von wissenschaftlichen Informationen, Input und Hilfe von außen oder Fremdfinanzierung. Dank ihres Wissens können sie die Arbeit effizienter gestalten, die Produktion mit limitierten Ressourcen intensivieren und mit minimalem Einsatz von Technologie maximalen Ertrag erzielen.
Die Anbaumethoden der Bauern in Churuli beruhen auf dem traditionellen Wissen ihrer Vorfahren und richten sich nach den Prinzipien der vedischen Landwirtschaft, die den Naturgesetzen folgt und eine symbiotische Beziehung zwischen Mensch und Natur voraussetzt und deren Methoden auf einem biologischen, holistischen Ansatz beruhen. Zum Beispiel richtet sich die vedische Landwirtschaft nach den Mondphasen und nutzt Naturdünger wie Kuhmist und natürliche Pestizide wie die Neempflanze. Angebaut und geerntet wird alles mühsam von Hand und bearbeitet wird das Land mit uralten Methoden wie Pflügen und Mulchen. Der Einsatz von einfachen Werkzeugen und Nutztieren, sowie das Wissen um die Intelligenz der Pflanzen und wie sie durch die verschiedenen Jahreszeiten optimal unterstützt werden können, um ihre Nährstoffe und gesundheitsfördernden Kräfte zu maximieren um das Bewusstsein und die Gesundheit derer, die sie konsumieren zu steigern, sind wichtige Elemente der vedischen Landwirtschaft.
Die Churuli Bauern zeigen uns stolz ihre Pfefferpflanzen und erklären uns, das Pfeffer eine Kletterpflanze ist. Er rankt sie sich an Bäumen empor, die als natürliche Stütze dienen. Sie machen uns auf die verschieden großen und unterschiedlich geformten und gefärbten Blätter aufmerksam und wir lernen wie man anhand dessen die verschiedenen Sorten erkennt und was die Unterschiede sind. Z.B. werden einige Sorten ausschließlich für therapeutische Zwecke genutzt und andere hauptsächlich zum Würzen. Für unseren klassischen schwarzen Urwald Pfeffer, werden verschiedene Sorten gemischt um den bestmöglichen Geschmack zu erzielen.
Der Zeitpunkt der Ernte kommt darauf an, welche Art von Pfeffer gewünscht ist. Grüner Pfeffer wird im unreifen Zustand geerntet und dann sofort gefriergetrocknet, um die Farbe und das herrlich milde und fruchtige Aroma zu erhalten. Für roten Pfeffer reifen die Beeren voll aus, bevor sie geerntet und gefriergetrocknet werden. Roter Pfeffer schmeckt ähnlich frisch wie grüner Pfeffer, ist aber viel schärfer und hat außerdem eine leicht süßliche Note, bedingt durch den erhöhten Zuckeranteil in der Schale. Der Erntemoment für schwarzen Pfeffer kommt auf die Sorte an. Manche werden geerntet, wenn die Beeren noch grün sind, andere reifen aus bis sie rot sind. Dann werden sie an der Sonne getrocknet und der natürliche Fermentierungsprozess färbt die Beeren schwarz. Die Aromen reichen von bitteren Tabaknoten, bis hin zu einem vollem, leicht zitronigem Bouquet, je nachdem, wie reif die Beeren bei der Ernte waren. Weißen Pfeffer bekommt man durch das abnehmen der schwarzen Schale nach der Fermentation. Dadurch ist weißer Pfeffer besonders scharf.
Wir sind fasziniert von dem unschätzbaren Wissen des Kurichiya Stammesvolkes und ihrer Achtung gegenüber der Umwelt und den Naturgesetzen und sind froh, dass wir sie dabei unterstützen können dieses Wissen für nachfolgende Generationen zu bewahren.
Die Zertifizierung der Bio und Rainforest Alliance Siegel und ein fairer Handel ermöglicht den Churuli Bauern den Erhalt ihres Lebensraums und ihrer Traditionen. Außerdem können sie, dank angemessener Bezahlung in ihre Bildung, sowie Sanitäranlagen und bessere Gesundheitsstandards investieren. Dies steigert nicht nur ihre Lebensqualität, sondern auch die Qualität der Gewürze und sorgt für die aktive Regenerierung unserer Umwelt.
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